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Blick vom Heimgarten, Thema "zurueck an den Berg"

...wird endlich schlimm!

  • soenk3
  • 4. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Juli

(Schüsselkarspitze-Südwand, Wolke 7)
(Schüsselkarspitze-Südwand, Wolke 7)

Mit dem Ausstieg nach Südamerika hatte mich für Leben pur entschieden. Das Jahr in Südamerika sollte das die beste Zeit meines Leben werden, bis zu diesem Tag...


In den fünf Jahren Fernbeziehung machte ich die Heimatberge unsicher, eine Zeit, die vor allem für das Alpinklettern nutzte. Ich kletterte große Touren wie den "Hexentanz der Nerven" an der Südwand der Schüsselkarspitze oder die Rebitsch/Spiegel an den Laliderer Wänden. Ich war völlig frei, zu tun und zu lassen, was ich gerade wollte. Und wenn ich von einer meiner Bergen zurück war, wurde sofort Kontakt zur großen Liebe in Ecuador aufgenommen. So war ich heiß verliebt und hatte trotzdem alle Freiheit der Welt. Ich flog in den Weihnachtferien und zu Ostern nach Ecuador, und Gabi kam in ihren Semesterferien nach Deutschland. Wir machten ausgiebig Urlaub, dafür hatte ich mir extra einen VW-Bus gekauft, einen T3 Westfalia, 25 Jahre alt, für 2750€ von meinem Freund Christoph. Unkaputtbar. Aber mit der Zeit ganz schön verrostet. Ich machte einen Schweißkurs und entrostete ihn.

So machten wir es Jahrein, Jahraus. In den Ferien waren wir „richtig“ zusammen und genossen das Zusammensein in vollen Zügen. Dann war wieder drei oder vier Monate Schmachten angesagt.

Als Gabi ihr Jurastudium fertig hatte, zog sie nach Deutschland und wir heirateten ziemlich bald, was ich zutiefst nie bereuen würde. Wir waren ein Herz und eine Seele. Außer manchmal.

Die letzten Jahren waren von den alpinen Aktivitäten etwas ruhiger gewesen, bis ich die Route Hasse/Brandler an der Großen Zinne kletterte. Ich hätte in meinen kühnsten Träumen nie gedacht, dass ich die Nordwand der Großen Zinne einmal klettern würde, vor allem nicht auf der direkten Linie. Mit 19 hatte ich auf einer meiner Fahrradtouren vor der Großen Zinne gestanden. Über hunderte Meter überhängender Fels, und so glatt und strukturlos, scheinbar ohne Risse oder Verschneidungen. Einfach nackter Fels. So dass ich mehr wusste als meinte, dass hier dann doch keiner eine Kletterroute hochziehen kann. Ich irrte mich. Mit 46 kletterte ich die Hasse/Brandler, die Direttisima an der großen Zinne. Alexander Huber hatte diese Route Free Solo geklettert, ohne Netz und doppelten Boden und ohne die Haken anzufassen. Wir hatten bei der Besteigung der Route in jeden Haken gegriffen, der nicht bei drei der auf den Bäumen war. So machten es an der Hasse/Brandler/Lehne/Löw fast alle Kletterer.


Fleischbank Südostwand, Wilder Kaiser

Danach hatte ich vom Alpinklettern eigentlich mehr oder weniger genug. Das Alpinklettern, vor das Trad(itional)climbing mutete mir gefährlich an. Ich hatte mich im Alpinklettern bewährt. Und ich hatte eine Route geklettert, von der ich kaum glaubt hätte, dass es sie überhaupt gibt, geschweige denn, dass ich sie jemals klettern könnte. Darauf ließ es sich gut ausruhen.



Es wäre auch so eine runde Sache gewesen, wenn ich gestorben wäre. Für meine Angehörigen wäre es freilich ein riesiger Schock gewesen, ein Schock, der sie fürs Leben begleiten würde. Aber für mich hätte ich das nach meinem Unfall, in meinen Träumen (Beitrag "Leben oder Sterben") oder als ich erwachte, anders ausgesehen. Würde ich in einer Zukunft, die schon jetzt begann, schwerbehindert sein? So wie ich jetzt mit dem Auto gecrasht war, wäre in Zukunft keine sportliche Leistung von mir zu erwarten. Außer im Schach oder im Yoga Nidra.

Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich als Behinderter weiterleben konnte.


Leben oder Sterben?




 
 
 

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