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Blick vom Heimgarten, Thema "zurueck an den Berg"

SHT Grad IIII

  • soenk3
  • 4. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Sept.

Mein Schädel mit imposanter Delle und zu sehenden Blutungen.
Mein Schädel mit imposanter Delle und zu sehenden Blutungen.

Nun, das ist mein Schädel. Entschuldigen Sie bitte, das war mein Schädel, als ich nach Murnau eingeliefert wurde. Entsprechend versuchten die Ärzte erst einmal, zu retten, was noch zu retten war. Das heißt, in meinem Fall entschied man sich dazu, ein Loch von gewaltigem Ausmaß in meinem Schädel zu sägen, um den Druck, den das Blut* ausübte, zu reduzieren und so zu ermöglichen, dass das Hirn erst einmal ruhig schwellen könnte. Zu dieser Zeit war keine Prognose möglich, ob ich leben oder sterben würde. Und wenn schon leben, war es nicht abzusehen, was von meinem Hirn zu erwarten sei und ob ich ein ewiger Pflegefall bleiben würde. Aber es war abzusehen, dass ich für den Rest meines Lebens mit einer äußerst schmückenden Narbe von gewaltiger Länge herumlaufen würde. Kollateralschaden. Zum Glück habe ich noch ein paar Haare auf dem Kopf...

Ich bin, was aus meinen obigen Darstellungen schon hinreichend klar sein dürfte, kein Mediziner. Das Schadensbild wurde mir erst viel später so richtig klar. Vorher gab ich mir keine Mühe, die Arztberichte zu entziffern. Erstens war ich im Lesen durch den Unfall schlechter geworden. Zweitens hasste ich immer mehr jede Form von Arztberichten. Aber ich will nicht ewig um den heißen Brei herumreden, also...


Schäden am Hirn:


  • Epiduralhämatom (Blutung zwischen Knochen und Hirnhaut),

  • Akutes Subduralhämatom (Blutung zwischen Hirnhaut und Hirn).

  • Diffuse traumatische SAB (Blutung in den Subarachnoidalraum, der Raum zwischen den beiden Hirnhäuten). Nur um ein Beispiel für die Mortalität* zu bringen, habe ich schlaue Bücher gewälzt: Bei diesem Typ von Blutung geht man davon aus, dass 1/3 der Patienten vor Erreichen der Klinik sterben. 1/3 verstirbt während des stationären Aufenthalts oder überlebt mit intellektueller Einschränkung, um es politisch korrekt auszudrücken. 1/3 der Patienten behält ein leichtes Defizit oder erreicht annähernd den Ausgangszustand der körperlichen und geistigen Verfassung.

  • Kontusionsblutung in der linken Hemisphäre (Hirnhälfte)


Gesichts- und Schädelfrakturen:


  • Komplexe Kalottenfraktur (Schädelfraktur)


  • Komplexe Mittelgesichtsfraktur:

  • Jochbeinfraktur (Wichtig für Stabilität der Augenhöhle)

    Orbiter-Pfeiler-Fraktur (knöcherner Tragepfeiler der Augenhöhle)

  • u.a.


„Verlaufsdiagnosen“ (im Verlauf der kritischen Phase traten auf):


  • Sepsis!

  • Hypokaliämie

  • Tracheobronchitis

  • u.a.


Ganz schön heftig. Ich kann nur erahnen, was meine Frau, meine Eltern, Geschwister, Verwandten und Freunde damals durchgemacht haben. Würde Sönke noch weiterleben? Würde er Zeit seines Lebens ein Pflegefall bleiben? Mehr als eine Gemeinde betete für mich.

Nachdem meine Frau und mein Bruder neun Tage nach dem Unfall bei mir waren, stieg bei ihnen allen die Hoffnung wieder...


Mein Schädel mit entsprechendend großer Öffnung, um die Hirnschwellung zu ermöglichen und um die Splitter des Schädels herauszuholen.
Mein Schädel mit entsprechendend großer Öffnung, um die Hirnschwellung zu ermöglichen und um die Splitter des Schädels herauszuholen.

Aber kommen noch einmal zum Thema Mortalität*. Ich wollte wissen, wie hoch die Sterblichkeit angesichts aller dieser Blutungen ist, die Sepsis mit eingeschlossen. Statt einmal mehr schlaue Bücher zu schwingen, verwendete ich ChatGPT. Geht etwas schneller. Und verwendete Rechenmetho-den, die noch lange nicht erfunden wurden. Ich bin auf 83% als minimaler Wert gekommen und wahrscheinlich 99,9% als höchsten Wert (schon nach dem Minimum war ich vom Rechnen fix und fertig). Zusammen mit dem Umstand der mehr als glücklichen Bergung gibt das noch erstaunlichere Werte.

Da war er wieder, der Hinweis auf das Schicksal oder einen Gott...



Der Unfall war am 6. Januar passiert. Im Mai, ausgerechnet an meinem Geburtstag, wurde das Loch wieder geschlossen. Durch ein in Australien gefertigtes Teil wurde es „gedeckelt“ (Kraneotomie). Auf dem zweiten Höhepunkt der Pandemie war es sicher kein leichtes Unterfangen, das Teil aus Australien hierher zu befördern. Kein Wunder also, dass der OP-Termin mehrmals verschoben wurde. Danach durfte ich endlich auf den Helm verzichten. Das offene SHT* war somit ein geschlossenes. Das schwere Schädel-Hirn-Trauma oder, wie man auch zu sagen pflegt, das Schädel-Hirn-Trauma 3.Grades, blieb erhalten. Es gibt nur drei Grade. Für mich erscheint die Einführung eines vierten Grades dringend nötig. Ein, wie der Mediziner sagt, SHT Grad IIII. Oder so.

Ich war ich selbst geblieben. Aber die Folgen waren weitreichend...


*aufgrund von Entzündungsreaktion und gestörter Blut-Hirn-Schranke

*Sterblichkeit

*Schädel-Hirn-Trauma











 
 
 

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