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Blick vom Heimgarten, Thema "zurueck an den Berg"

Leben oder Sterben

  • soenk3
  • 27. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Ein sehr großer Stein war direkt auf meinem Schädel eingeschlagen. Aber das kriegte ich nicht mehr mit.


Dann kam lange gar nichts. Doch bevor ich mich für immer im nichts zu verlieren drohte, war da ein Alptraum. Davon, dass ich alleine durch die Jochberg-Nordwand gestiegen war. Und dass ich in letzter Zeit so Dämmerzustände hatte. Und mit bösen Leuten. Dass ich einen Autounfall hatte, und der Hubschrauber mich nach Murnau brachte (Beitrag "Alptraum").


Heute überlege ich mir, ob ich vielleicht doch das ein oder andere von meinem Unfall mitbekam, was ich in meinem Alptraum verarbeitete. Dass ich die „Szene“, wo ich aus dem Autowrack vom Hubschrauber befreit werde, von mir und von der Bergung nach dem Unfall handelt. Ich habe nach dem Unfall erfahren, dass es sich um eine Kappbergung hielt. Bei einer Kappbergung wird der Hubschrauber ganz kurz mit dem Fels verbunden. Ich befand ich einer Terrasse in einer Schlucht, wo ich meinen Stand gebaut hatte. Deswegen konnte der Hubschrauber wohl nicht recht über mich kommen. Die Kappbergung ist eine Notmaßnahme, die für den Piloten und für die Crew riskant ist. Mittlerweile bin ich fast überzeugt, dass ich so wach war, dass ich die Hubschrauberbergung wenigstens so weit mitgekriegt hatte, dass sie in meine (Alp-) Träume eingehen konnte. Sei's drum, einen Beweis habe ich nicht dafür. Und der Hubschauber im Alptraum war blau. Wo er doch eigentlich gelb sein müsste. Aber immerhin wusste ich, dass der Hubschrauber nach Murnau unterwegs war. Woher hätte ich das wissen sollen, wenn nicht von irgendeinem Bergwachtler? Gut, der Bergsteiger weiß, dass er, wenn er abstürzt, am ehesten in Unfallklinik Murnau landen wird.


Ob man auch im Koma davon ausgeht? Auf jeden Fall kriegen Komapatienten mehr mit, als man denkt. Nur dass Sie mit keinem Patienten im Koma zu schonungslos behandeln. Ich habe Sie gewarnt...


Irgendwann wachte ich auf. Oder war es ein Traum? Auf jeden Fall war es mir schwarz vor Augen. Ein Zustand wie im Traum, doch ging um eine fundamentale Sache. Es ging um die fundamentale Sache. Nicht ob Himmel oder Hölle. Aber ob leben oder nichtleben. Immerhin. Ob ich es träumte oder ob es Wirklichkeit war, ich weiß es nicht. Manchmal ist das auch egal. Aber ich weiß es noch heute. Irgendwie wusste ich, wie es um stand. Einfach so. Wusste ich, wie es wirklich um mich stand? Oder erinnerte ich mich, dass ich einen Autounfall gehabt hatte? Oder egal. Aber ich wusste, dass das, was von mir übrig bliebe, ein Häufchen Elend wäre.

War es vielleicht eine Nahtoderfahrung? Bloß, dass es um mich herum schwarz war. Und kein heller Tunnel. War ich tatsächlich auf dem Weg zur Hölle? So schlimm war ich doch gar nicht gewesen. Oder?

Heute stell ich mir vor, dass ich um mein Leben kämpfte. Ganz real. Die Ärzte kämpften um mein Leben. Kein Wunder. Ich hatte eine faustgroße Delle im Kopf, die Knochensplitter drangen in mein Hirn.


Ich überlegte mir, ob ich unter diesen Umständen weiterleben sollte. Leben oder Sterben? Ich konnte zufrieden sein mit meinem Leben. Vor allem hatte ich so viel erlebt, wie andere nicht in zehn Leben.


ree

 
 
 

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1 Kommentar


gabriela.neubert
27. Mai

Du hast gekämpft und du kämpfst immer noch! Und ich bin sowas von Stolz auf Dich.

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